Im Februar durften wir Mercè Mercadé, Directora Técnica (spanische Leitung) der Deutschen Schule Barcelona, zu einer Hospitation bei uns begrüßen.
Während ihres mehrwöchigen Aufenthaltes konnte sie unser Schulkonzept und den Alltag an unserer Schule näher kennenlernen. Im Gespräch mit ihr tauschten wir uns über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im schulischen Alltag aus. Mercè Mercadé gab uns dabei interessante Einblicke in die pädagogischen Ansätze und Herausforderungen ihrer Schule, mit der wir bei Studien- und Profilfahrten sowie bei einem Schüleraustausch kooperieren.
Welche Gemeinsamkeiten sehen Sie zwischen unserer Schule und der Deutschen Schule Barcelona?
Ich sehe viele Gemeinsamkeiten zwischen unseren Schulen. Beide zeichnen sich durch ein sehr motiviertes Kollegium und einen starken Zusammenhalt aus. Außerdem fördern wir die Digitalisierung im Unterricht durch den Einsatz von iPads, um die Medienkompetenz der Schüler*innen zu stärken und den Unterricht zu bereichern. Zudem wird der iPad-Einsatz sehr stark kontrolliert, um eine effektive Nutzung zu gewährleisten. Gleichzeitig verfolgt die Schule einen kompetenzorientierten Ansatz im Unterricht, dies bedeutet, dass nicht nur Inhalte vermittelt werden, sondern auch die Fähigkeit zur Anwendung dieses Wissen im Vordergrund steht. Diese Kompetenzen werden durch verschiedene methodische Ansätze gefördert, die sowohl individualisierte als auch kooperative Lernformen einschließen. Durch die Kombination von Digitalisierung und kompetenzorientiertem Unterricht fördert die Schule die ganzheitliche Entwicklung ihrer Schüler*innen und bereitet sie auf die Anforderungen der modernen Welt vor.
Gibt es aus Ihrer Sicht wesentliche Unterschiede im Schulalltag oder in der Unterrichtskultur?
Ja, es gibt einige Unterschiede. Als Deutsche Auslandsschule haben unsere Schüler*innen die Möglichkeit eine Doppelqualifikation zu erwerben: das Deutsche Internationale Abitur und das spanische Bachillerato. Dieser Weg ermöglicht den Zugang zu Universitäten sowohl in Deutschland als auch in Spanien und erweitert so die Bildungschancen und Berufsmöglichkeiten der Absolventen. Aus diesem Grund haben unsere Schüler*innen während ihrer Schulzeit ein höheres Pensum an Unterrichtsstunden pro Woche und arbeiten in einem sehr strukturierten Rahmen, wodurch allerdings mehr Druck für jede*n einzelne*n entsteht.
Durch das pädagogische Konzept des Angell-Gymnasiums, wird den Schüler*innen mehr Eigenverantwortung zugestanden, da die Kinder der 5. und 6. Klassen z. B. sich in der Freiarbeit selbständig vielfältige Inhalte erwerben können. Es hat mir auch sehr gut gefallen, dass die 7 und 8 Klässler Themen-und Projektorientiert arbeiten. Die Studienzeit, die ab der 9. Klasse eingeführt wird, finde ich besonders spannend, denn durch festgelegte Phasen im Stundenplan, wird den Schüler*innen ermöglicht eigenverantwortlich und selbstständig an ihren Aufgaben zu arbeiten. Durch die Studienplaner genießen die Schüler*innen mehr Freiheiten, weil sie nicht zwingend im Klassenzimmer arbeiten müssen und mehr Transparenz da die Pläne von den Lehrkräften für jeweils 6 Wochen erstellt werden.
Welche pädagogischen Schwerpunkte setzt Ihre Schule aktuell? Gibt es besondere Konzepte, die für Sie zentral sind?
An der Deutschen Schule Barcelona ist es uns ein großes Anliegen, dass die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe von unseren Schüler*innen als Bereicherung erlebt werden. Als Begegnungsschule ist es unser Ziel, pädagogische Konzepte zu entwickeln, die jede*n Schüler*in in seiner/ihrer Einzigartigkeit wahrnehmen und eine weltoffene und respektvolle Schulgemeinschaft fördern.
Mit dem Begegnungskonzept verfolgen wir das konkrete Ziel, neue Schüler*innen aus dem katalanischen Schulsystem bei ihrer Integration und Entwicklung an der Deutschen Schule Barcelona bestmöglich zu begleiten und gleichzeitig deutschsprachigen Familien das Kennenlernen der hiesigen Kultur und Sprache zu erleichtern. Dieses Konzept hat offenbart, dass die Begegnungskinder sehr schnelle Fortschritte im Deutschlernen machen. So werden die sprachlichen und kulturellen Kompetenzen bei allen Beteiligten gefördert und die akademischen Leistungen und das soziale Miteinander deutlich gestärkt.
Ein weiteres zentrales Konzept ist das SMK-Curriculum (Sozial-, Methoden- und Kommunikationskompetenzen), dass wir ab der 5. Klasse anbieten, sowie das Schülercoaching für Schüler*innen der 10. Klassen durch externe Coaches, das bei der Identifizierung ihrer beruflichen Perspektiven hilft und ihre persönlichen Ressourcen fördert. Der freie Austausch über ihre Entwicklungsthemen und das Erlernen von Entspannungstechniken, wirkt sich zusätzlich sehr positiv auf ihr Wohlempfinden aus.
Mit welchen Herausforderungen haben Sie derzeit am meisten zu kämpfen – sei es im Unterricht, in der Schulgemeinschaft oder im Bildungssystem allgemein?
Die größte Herausforderung stellt die Heterogenität der Schüler*innen dar, da die Schulgemeinschaft aus über 50 Nationalitäten, sprich verschiedenen kulturellen und sprachlichen Hintergründen besteht. Diese Vielfalt wird als Bereicherung angesehen, trotz dessen ist es insbesondere schwierig, wenn Unterricht auf unterschiedlichen Niveaus stattfindet, da es nicht einfach ist, alle Schüler*innen gleich gut zu fördern. Hier könnten uns die Konzepte des Montessori-Zentrums dabei unterstützen, individuelle Bedürfnisse noch gezielter anzusprechen und zu fördern. Euer Konzept der Binnendifferenzierung könnte die individuelle Förderung der Schüler*innen noch effektiver machen.
Wie geht Ihre Schule mit den Themen Inklusion und individuelle Förderung um?
Inklusion funktioniert an unserer Schule sehr gut, wir haben ein Schulberatungsteam, das fest in unserem Schulalltag integriert ist. Das Team von Schulpsycholog*innen und Sozialpädagog*innen entwickelt bei Bedarf Förderpläne für unsere Schüler*innen und die Lehrkräfte setzen diese im Unterricht um. Lernbegleiter werden auch eingesetzt, um die individuelle Förderung der Schüler*innen zu gewährleisten. So können wir sicherstellen, dass auch Schüler*innen mit besonderen Bedürfnissen bestmöglich unterstützt werden.
Wir bedanken uns herzlich bei Mercè Mercadé für das aufschlussreiche Gespräch und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit der Deutschen Schule Barcelona!